Werte - Sie sind Ordner für unser Leben


Was haben Liebe, Geld, Zuversicht, Gelassenheit, Akzeptanz, Verbundenheit und Dankbarkeit gemeinsam? Alle Begriffe sind Werte. Und genau darum soll es in diesem und den nächsten beiden Newslettern gehen. Ich beginne diesen Monat mit der Bedeutung von Werten für den Einzelnen, für jeden einzelnen von uns.

Was sind Werte? Wenn unsere Eltern uns Dankbarkeit beigebracht haben, haben sie uns einen Wert vermittelt. Vielleicht haben wir durch unseren Sport Disziplin oder Ausdauer gelernt, ebenfalls Werte. Oder wir spüren, dass uns Zuversicht gerade jetzt im Dezember fehlt oder Lebensfreude oder Leichtigkeit, alles Werte.

Werte sind der Grund unseres Handelns. Jedes Handeln mit Absicht gründet auf einem oder mehreren Werten. Das heißt, Werte bestimmen unsere Entscheidungen, unsere Ziele, unsere Handlungen und schlussendlich auch die Ergebnisse unseres Tuns und damit unser Leben wesentlich.

Wenn wir unsere Wertvorstellungen ändern, ändern wir die Art und Weise, wie wir leben, was wir denken, was wir sagen, was wir tun. Manchmal geben wir Werten, die schon vorhanden sind, einfach mehr Priorität: Vielleicht der Gelassenheit, um den Blutdruck zu senken.

Ein konstruiertes Beispiel: Luise entscheidet sich in einem Coaching, mehr Selbstverantwortung in Bezug auf ihre Gesundheit in ihr Leben zu bringen. Sie kann es fühlen, wie sich diese Selbstverantwortung anfühlt, wenn Sie da ist. Nimm Dir eine Minute Zeit zur Beantwortung folgender Frage: Hast Du Ideen, was Luise fortan vielleicht anders tut als vorher? Max entscheidet sich, nachdem er wieder überstimmt worden ist und das Projekt gegen die Wand gefahren wurde, zu mehr Hartnäckigkeit, was das Durchsetzen seiner Ansichten als Abteilungsleiter angeht. Hast Du eine Idee, was er vielleicht ganz konkret ändern wird an seinem Verhalten?

Entwicklung, die sich an Werten orientiert, hat große Chancen auf nachhaltigen Effekt: Anstatt, dass als Erstes Ziele anvisiert werden, geht es nun als Erstes um Werte. Warum? Ich will versuchen, es so einfach wie möglich zu erklären. Manche Ziele sind nur von kurzfristiger Wirkung: Die meisten von Euch werden das Gefühl kennen, dass es geben kann, nachdem man ein ach so dringendes Ziel erreicht hat: Das Gefühl der Leere. Und dann muss das nächste Ziel her. Meistens, weil der Wert, der das Ziel hervorgebracht hat, gar nicht so stimmig war. Werte hingegen sind wie treue Gefährten. Sie sind da. Und sie schalten gewissermaßen dauernd, welche Ziele uns wichtig sind und was wir tun, um sie zu erreichen. Sie sind übergeordnet und damit wie so etwas wie Ordner für Ziele und Handlungen. Ziele, die sich an Werten orientieren, die sich stimmig anfühlen für uns, hinterlassen keine Leere. 

Das Schöne an Werten ist aus meiner Sicht, dass sie nicht von außen befehlbar sind, sondern sie in uns sein müssen, damit sie wirken. In uns kommen diese Werte, weil wir sie hineinlassen. Werte hängen immer mit Gefühlen zusammen. Deshalb ist es auch gar nicht so einfach, Werte bei sich selbst zu ändern: Wir hängen ja an unseren Gefühlen…. Warum das schön ist? Weil Werte damit ein Teil menschlicher Freiheit und Eigenständigkeit sind.

Insgesamt rund 200 Werte sind derzeit identifiziert, je nach Quelle mehr oder weniger, von A wie Abgeklärtheit bis Z wie Zuversicht.

Jeder einzelne dieser Werte kann sich stimmig anfühlen oder eben nicht, kann Dich weiterbringen oder zurückwerfen. Sind die passenden Werte zu einer Situation einmal identifiziert, kann man intensiv damit arbeiten, um wirklich nachhaltig weiterzukommen. Für alle, die gerne mit Zielen arbeiten: Wenn Ziele nicht erreicht werden, dann haben oft die wirklich inneren Werte nicht zum Ziel gepasst oder umgekehrt, das Ziel nicht zu den Werten. Oder der Wert, den man in sich trägt, passt nicht mehr so recht ins eigene Leben, weil das Leben sich geändert hat, weil man sich selbst geändert hat, weil andere Werte hinzugekommen sind, zu denen der Wert nicht mehr passen will. Nicht zuletzt kann es auch sein, dass ein Wert einfach mehr Bedeutung bekommen will.

Zwei Reflexionsfragen:

Nimm Dir für diese Fragen ein bisschen Zeit:

Aus dem Gefühl heraus: Wenn Du an 2020 denkst oder Dir konkrete Situationen lebendig vorstellst, die Du 2020 wirklich erleben möchtest, welcher Wert müsste in Dir mehr werden, damit das nächste Jahr ein gutes Jahr für Dich wird?

Was hindert Dich momentan daran, diesen Wert, den Du gerade identifiziert hast, mehr zu leben?

Copyright: Anatol Hennig, Dezember 2019


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